„Der Zweifel ein wesentlicher Antrieb für mich, immer besser zu werden“ – Interview mit Juliane Kellersmann, freischaffende Künstlerin, Fotografin und Grafikerin

„Der Zweifel ein wesentlicher Antrieb für mich, immer besser zu werden“ –  Interview mit Juliane Kellersmann, freischaffende Künstlerin, Fotografin und Grafikerin

Mein Glück, dass mich diese Frau via Instagram angeschrieben hat, denn ich halte Juliane Kellersmann für eine absolute Wahnsinns-Entdeckung in Sachen Kunst! Die gebürtige Deutsche lebt in London, wo ihre Werke entstehen – eines schöner als das andere.

Während meines Studiums an der UdK hieß es immer: „Ein Bild spricht zu dir –oder eben nicht.“ Julianes abstrakte Bilder berühren mich. Ich kann es nicht erklären, aber wie sie malt ist genau mein Ding. Mehr über meine Neuentdeckung erfahrt ihr im Interview.

Liebe Juliane, bitte stell‘ dich vor: Wer bist du und was machst du?

Ich bin Juliane Kellersmann, 27 Jahre, komme aus Cloppenburg in Niedersachsen und bin freischaffende Künstlerin, Fotografin und Grafikerin. Ich lebe zusammen mit meinem Partner im Süden von London.

Ich bin totaler Fan von dir. Wann wurde dir klar, dass du ein Talent hast?

Mir ist weniger klargeworden, dass ich ein Talent habe. Stattdessen habe ich nach und nach erkannt, was mich antreibt und glücklich macht. Meine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Malerei, Fotografie und Grafik, beeinflussen sich stark und machen meine Arbeiten aus. Mit dem Schaffen kommt für mich auch immer eine große Portion Zweifel. Ich hinterfrage mein Talent kontinuierlich. In London trifft man so viele, wahnsinnig gute Kreative. Das inspiriert ungemein, kann einen an schlechten Tagen aber an seinem eingeschlagenen Weg zweifeln lassen. Andererseits ist dieser Zweifel ein wesentlicher Antrieb für mich, immer besser zu werden.

Wieso lebst und arbeitest du in London? Berlin ist doch auch schön!

London hat beruflich gesehen einfach ein größeres Angebot als viele andere Städte. Ich war das erste Mal mit 16 hier und wollte seither immer wieder zurück. Die Motivation und die Gegenden, in die es mich zieht, haben sich jedoch geändert. Früher habe ich viel mehr gefeiert und die Stadt aus dem Blickwinkel einer Touristin gesehen. Jetzt arbeite und lebe ich hier und sehne mich demnach eher nach den stillen, grünen Gegenden, in denen man dem Stadtleben entfliehen kann.

Ein großer Vorteil Londons ist das Angebot und die Nähe zur Kunst – ich kann zu Fuß zur Tate gehen und habe so viele interessante Museen und Galerien in Reichweite, bin quasi umgeben von den bedeutendsten Kunstwerken der Welt. Da kommt so schnell keine Langeweile auf.

Wie kann man sich deinen Tagesablauf als Malerin und Fotografin vorstellen?

Mein normaler Werktag ist ziemlich fordernd und schnelllebig. Ich arbeite als Grafikerin und Fotografin für das Modelabel CEFINN, das durch die ehemalige britische First Lady Samantha Cameron ins Leben gerufen wurde. Ich bin, sofern es um den kreativen Output geht, quasi ihre rechte Hand und verantwortlich für das Design von Newslettern, Homepage, Social Media, Lookbooks etc.

In mein Studio im Norden von London gehe ich dann entweder abends oder am Wochenende: kaltes Bier, Musik und der Duft von frisch gemischten Farben machen mich extrem glücklich und helfen beim Abschalten.


Mit was für Farben malst du und wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Ich male mit Acrylfarben. In meinen Arbeiten geht es besonders um die unterschiedlichen Schichten, um die Illusion von Nähe und Distanz, um die Kreation und Zerstörung von Raum. In diesem Kontext liebe ich die Abstraktion, das Zusammenwirken von unterschiedlichen Farben und Kontrasten, eine Illusionen auf einem eigentlich flachen Untergrund zu schaffen und dafür zu sorgen, dass sich auf einmal ein Raum auftut. Für diese Arbeit eignen sich Acrylfarben hervorragend. Ölfarben trocknen mir einfach zu langsam, ich bin eine ungeduldige Person.

An was für einem Bild oder Projekt arbeitest du aktuell?

In den letzten Wochen habe ich endlich Gerhard Richters Lebenswerk zu Ende lesen können: ein unglaublich beeindruckender Künstler. Richter hat ebenfalls viel mit Fotografien gearbeitet und diese oft als Ausgangspunkt für seine Werke genommen.

Ich arbeite gerade an einer Serie, die das eigentlich Unschöne in den Mittelpunkt rückt. Vertrocknete, alte Blumen und vergessene Müllreste, die auf der Straße liegen gelassen wurden, ziehen mich an. Müllberge können die schönsten, dramatischsten Farbkompositionen beherbergen.

Oftmals starte ich mit einer Idee, einem Foto als Ausgangspunkt. Sobald der Anfang steht, wird die Vorlage dann gerne mal vernachlässigt. Ob das gut oder ein Mangel an Konzentration ist, das muss ich noch herausfinden.

Was hast du dir für dieses Jahr beruflich vorgenommen?

Mehr Malerei, mehr Fotografie, mehr Familie! Ich möchte mich auf Dauer genau auf diese beiden bzw. drei Disziplinen konzentrieren. Langfristig möchte ich irgendwann in die Selbstständigkeit gehen und freiere Arbeitszeiten haben. Durch meine Arbeit bei Cefinn habe ich aber einen sehr realistischen Eindruck davon, was es bedeutet, selbstständig zu sein: Harte Arbeit, viele Überstunden und viel Verantwortung. Man muss sich irgendwann die Frage stellen, ob man all das dauerhaft möchte? Für mich ist die Antwort ganz klar: unbedingt!

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Vielen Dank für das Interview, liebe Jule!

PS: Auf Instagram verlosen Jule und ich zusammen 1x ihren „Summer Nights“-Print in A3 (siehe unten), inklusive Rahmen und Versand nach Deutschland. Mehr dazu hier! Die Teilnahmebedingungen für das Gewinnspiel findet ihr hier.

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