Mach’s gut, liebe Isi: Warum unser Hund jetzt bei einer anderen Familie lebt

Mach’s gut, liebe Isi: Warum unser Hund jetzt bei einer anderen Familie lebt

Das Jahr hat voller Vorfreude begonnen. Wir hatten beschlossen einen kleinen Hund in unsere Familie aufzunehmen. Luise, genannt „Isi“, eine schwarze Labrador-Hündin, die Anfang November hier in der Nachbarschaft geboren wurde. Wir haben sie von Anfang an in unser Herz geschlossen. Und doch wieder weggegeben.

Flori hätte mich an diesem Tag am liebsten verlassen, denn er wollte es mit Isi ein paar Wochen länger versuchen. Aber ich konnte nicht mehr bzw. als sich die Gelegenheit ergab, den Hund in gute Hände zu geben, habe ich sie gegen seinen Willen genutzt.

Als Flori abends nach Hause kam und die leere Box sah, war er zurecht fassungslos. Wir beiden haben uns mit dem Hund einen Kindheitstraum erfüllt und wollten Baby Peng genau das ermöglichen: Dass sie mit einem Hund aufwächst und so früh Verantwortung, Mitgefühl und Tierliebe lernt. Jetzt ist unser Traum vorbei, denn ich als Mutter habe entschieden Isi an eine andere Familie mit Hunde-Erfahrung und älteren Kindern (4 und 10 Jahre) zu geben.

„Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“, steht in dem Buch „Der kleine Prinz“. Demnach habe ich total versagt und genauso traurig und herzzerreißend war der Abschied von Isi.

Wir hatten sie das erste Mal im Alter von zwei Wochen besucht. Insgesamt waren wir drei Mal bei ihr, bevor sie mit neun Wochen zu uns kam. Aber schon beim letzten Besuch hatte Baby Peng geweint, statt wie bei den Malen zuvor mit Begeisterung die kleinen Fellknäule zu bestaunen. Die Wauzis waren schnell gewachsen, liefen tapsig umher und bissen sich zu dritt in Baby Pengs Schneeanzug fest. Sie geriet aus dem Gleichgewicht und plumpste zu Boden, wo sie von den Hunden umzingelt wurde, bevor Papa sie schnell hochheben konnte. Schon damals hatte ich plötzlich ein komisches Gefühl.

Mein Bauch meldete sich wieder nach wenigen Tagen mit dem Tier bei uns zuhause. Ich reagierte unsicher, so bald mein Kind und der Hund in einem Raum waren. Blöd wie ich war, hatte ich die Welpen-Ratgeber erst angefangen zu lesen, als Isi schon bei uns war. Nicht davor. Ich wusste, dass man Welpen beibringen muss, dass sie nicht mehr in die Bude pinkeln und brav an der Leine zu laufen, aber dass man ihnen beibringen muss nicht mehr zu beißen („Beißhemmung“) und auch in der Familie eine Rangordnung herstellen muss, war mir nicht klar.

 

 

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Runterdrücken, Schnauzengriff, anknurren, quieken, stupsen oder pieksen: Wir haben alles gemacht, was uns die Experten – und davon gibt es bei den Hunden genau so viele wie bei Kindern – empfohlen haben. Trotzdem blieb ich unsicher und fühlte mich oftmals wie eine Tierquälerin.

„Warum holt ich euch einen Welpen – und keinen erwachsenen Hund?“, „Jetzt hast zu zwei Kinder, das wolltest du ja immer“, „Hunde-Kinder sind anstrengender als Menschen-Kinder“, „Das ist sehr viel Arbeit, die an dir hängen bleibt, Lexi…“ All die Bedenken und Zweifel von Freunden und Familie wollte ich nicht hören. Ich war mir total sicher, dass die Entscheidung für den Hund richtig war. Wir leben auf dem Land, haben einen großen Garten, der direkt am Wasser liegt und ich kann durch meine freiberufliche Tätigkeit jeden Tag schöne Spaziergänge mit dem Hund machen.

Die Realität sah leider anders aus: Ob Kind oder Hund – ich musste immer einen von beiden wegsperren oder ausschimpfen. Einer von beiden hat immer gejault, wenn ich aus dem Zimmer ging. Wenn der eine Streicheleinheiten, Aufmerksamkeit oder etwas zu essen bekam, stand der andere mit großen Augen hinter seinem Gitter und jammerte. Aber beide zusammen in einem Zimmer funktionierte nicht. Also eilte ich zwischen ihnen hin und her und konnte doch nie mit meinen beiden Babys in einem Raum sein, weil Isi nach Baby Peng schnappte. Natürlich tat sie das nicht aus Boshaftigkeit. Trotzdem machte es mir Angst.

Außerdem entwickelte ich einen Waschzwang, weil nicht klar war, ob Isi irgendwelche Würmer oder Parasiten hat. Ständig wusch ich mir mit Seife die Hände und desinfizierte die Arbeitsplatte in der Küche, aus Sorge, dass sich Baby Peng anstecken könnte.

Ich kaufte einen speziellen Staubsauger für Tierhaare, mit dem ich einmal pro Tag durch die Bude fegte – was Isi total zum Ausrasten brachte. Mich brachte es dagegen zum Ausrasten, dass sie wirklich alles ankaute, obwohl wir das meiste schon weggeräumt hatten: Teppiche, Tische, Kisten, Pakete, Schuhe, Besen, ihre Leine, Floris Winterjacke, den Tisch unserer Tochter…

„Labradore sind wie Staubsauger“, sagte eine Freundin. Das stimmt und es war nicht immer ungefährlich. Isi fraß vergammelte und gefrorene Äpfel, Tulpenzwiebeln, Taschentücher, Gänse- und Hundescheiße, Kippen, Walnussschalen, Kronkorken, Muscheln oder Baumrinde – ständig musste ich ihr den Unrat aus dem Hals fischen, weil sie würgte oder keuchte.

Als sie von der neuen Familie abgeholt wurde, habe ich Rotz und Wasser geheult. Auch heute fühle ich mich immer noch leer und traurig, wenn ich an sie denke. Es war eine Entscheidung gegen den Hund. Aber für mein Kind, denn Baby Peng wirkte immer verstörter. Sie schlief noch schlechter, zeigte mir immer wieder ihre Hand und sagte „Aua, Isi“. Wenn Isi nicht in ihrem Körbchen auf dem Flur lag, traute sich Baby Peng nicht mehr aus dem Wohnzimmer. Ich versuchte mit beiden zu spielen und ihnen zu vermitteln, dass sie nun so etwas wie „Schwestern“ sind, aber mein Instinkt meldete immer Gefahr. Als die andere Familie dann großes Interesse an einer Adoption von Isi signalisierte, fiel mir ein Stein vom Herzen.

Wer sich also heute fragt, ob er nicht auch so einen kleinen, süßen Welpen aufnehmen möchte, den möchte ich aus Sicht einer Mutter mit einem Kind unter zwei Jahren sagen: Ich persönlich würde es nie wieder machen. Es war zu früh für Baby Peng und ich muss mir eingestehen, dass ich die Welpenerziehung komplett fehleingeschätzt habe.

Das Gute ist, dass diese traurige Geschichte für Isi ein Happy End hat. Ihre neue Familie ist total glücklich mit ihr und kommt super mit ihr zurecht. Sie schicken uns hin und wieder Fotos und wenn wir wollen, können wir sie jederzeit im Nachbardorf besuchen.

Wir hätten sie übrigens niemals in ein Tierheim und auch nicht zurück an den Züchter gegeben. Damit möchte ich gleich all jenen den Wind aus den Segeln nehmen, die behaupten, ich als Modebloggerin würde ein Lebewesen wie ein Hund wie ein Paar Schuhe behandeln. So von wegen „Passt nicht, weg damit.“

Vielleicht bewahrt unsere Geschichte, die ich hier offen erzählen wollte, andere Familien den gleichen leichtsinnigen Fehler zu machen. Ich habe meine Lektion gelernt und wie gesagt: Ich bin immer noch jeden Tag traurig, dass Isi nicht mehr bei uns ist.

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