neunmaldrei/ninetimesthree: Designerin Mira von der Osten über Schwangerschaftsmode

neunmaldrei/ninetimesthree: Designerin Mira von der Osten über Schwangerschaftsmode

Es gibt ein paar Menschen, die mich in meinem Leben geprägt haben. Meine Mutter, mein großer Bruder M., meine strenge Englischlehrerin Frau R. und Mira von der Osten. Sie war die Freundin von meinem großen Bruder und studierte an der Parsons School of Design in New York. Ich war damals zwölf Jahre alt und mein modischer Horizont bewegte sich zwischen der Kinderabteilung von Sinn Leffers und der Bestellmode der Brigitte, weil meine Mutter ein Abo hatte. Und dann kam Mira mit einem Maxirock und Cowboy-Boots und färbte in unserer Küche mit Roter Bete und braunen Zwiebelschalen kleine Stofffetzen ein. Ich kann nicht beschreiben, wie beeindruckt ich damals war. Mira war für mich der Inbegriff von Coolness und ich wusste, dass ich es auch will: was mit Mode machen.

Es ist ein schöner Zufall, dass sich nach so vielen Jahren unsere Wege wieder in Berlin kreuzen. Mittlerweile bin ich Fan ihrer beiden Labels: Cruba, für mich die deutsche Antwort auf Calvin Klein und beste Adresse in Sachen Mäntel sowie neunmaldrei/ninetimesthree, eine kleine Kollektion für Schwangere, die sowohl mich als auch meine Schwester begeistert.

Die neunmaldrei-Box besteht aus 3 Teilen, dank denen man in den 9 Monaten einer Schwangerschaft immer gut angezogen ist: Top, Hose und Rock. Mir persönlich hat es besonders der Rock angetan, weil ich nach dem langen Winter in Schwangerschaftsjeans und Kompressionsstrumpfhosen endlich wieder mehr Beinfreiheit spüren möchte. Außerdem macht dieser Rock super schlank und sieht null nach Umstandsmode aus. Hier der Beweis:

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Mira weiß genau, was sich schwangere Frauen wünschen. Sie selbst hat fünf Kinder (nein, das ist kein Tippfehler) und war angesichts der Umstandsmode auf dem Markt ratlos. Und was macht eine Designerin dann logischerweise? Sie entwirft ihre eigenen Klamotten. Mehr darüber erzählt Mira im Interview!

Was ist dein erster Gedanke, wenn du die Begriffe „Schwangerschaftsmode“ oder „Umstandsmode“ hörst?

Beide Begriffe finde ich ähnlich altmodisch wie „DOB“ (Damenoberbekleidung). Wir grenzen etwas aus, was wir uns eigentlich in die Mitte der Gesellschaft wünschen, nämlich schwangere Frauen. Als ich das erste Mal schwanger war habe ich spontan gedacht, dass ich niemals in einen „Umstandsmode-Laden“ gehen würde. Dabei ist es doch einer der schönsten Zeiträume in dem Leben einer Frau.

Wie und wann kamst du auf die Idee mit ninetimesthree/neunmaldrei?

Als ich mit meinem vierten Kind schwanger war und immer noch nicht gut sitzende Hose fand, habe ich das als Auftrag empfunden. Als Mutter und Designerin habe ich ein „Survival Kit“ für Schwangere entwickelt: Neun Monate mit drei Kleidungsstücken in einer Box. Mehr muss man nicht haben.

Basic-Top von neunmaldrei

In welcher Hinsicht gab es damals deiner Meinung nach eine Marktlücke?

Es gibt nach wie vor nichts, was man einer schwangeren Frau schenken kann, außer so attraktive Dinge wie das Anti-Schwangerschaftsstreifen-Öl oder den verfrühten Babystrampler, der aber für das Baby ist und nicht für die Mutter. neunmaldrei/ninetimesthree soll diese Lücke füllen und Ehemänner, Mütter oder beste Freundinnen inspirieren der werdenden Mutter etwas für sie zu schenken.

Wie bist du bei dem Entwurf vorgegangen: Hast du als Designerin gedacht oder als Mutter?

Primär habe ich als Designerin gedacht, aber mit dem Wissen einer Mutter. Obwohl sie „Basic-Teile“ heißen, sind die Sachen natürlich vom Schnitt her aufwendiger, als sie es zunächst vermuten lassen. Sie sollen der Trägerin schmeicheln und sich an den sich verändernden Körper anpassen. Der Stoff ist ein 4-way-Stretch aus 97 % Baumwolle und 3 % Elasthan, d.h. so wie bei Sportbekleidung ist der elastische Faden sowohl horizontal als auch vertikal in das Material gewebt. Da die Hose und der Rock über den Bauch reichen, wird der Rücken entlastet und man kann ein reguläres Oberteil dazu kombinieren.

https:www.instagram.com/p/BLTjSGjAq5p/

Wie würdest du den Stil der Sachen beschreiben?

Sie sind zurückgenommen mit dezenten Designdetails. Sie sind dazu gedacht, sich an den jeweiligen Stil einer Frau anzupassen. Heute ist eine Frau durchschnittlich 30 Jahre alt, wenn sie das erste Mal schwanger wird. Diese Frauen stehen mitten im Berufsleben und haben längst ihren Stil entdeckt. Nur weil sie ein Kind erwarten werden sie auf einmal auf billige Massenmode reduziert. Dabei verändert sich doch schon genug. Bei neunmaldrei/ninetimesthree geht es darum, mit anspruchsvollem Design den eigenen Stil der werdenden Mutter zu unterstreichen.

Du bist fünffache Mutter: Wie hast du selbst die Teile am liebsten kombiniert?

Ich habe sie in jeder Form getragen. Es waren ja auch immer andere Jahreszeiten. Zum Beispiel habe ich den Rock mit einem knallengen Tanktop im Hochsommer am Strand getragen. Oder die Hose mit dem Hemd des Vaters ins Büro mit Turnschuhen und einer normalen Jacke dazu, oder Top und Rock mit hohen Schuhen und Schmuck zur Hochzeit. Ich habe auf dem Trockner gesessen und gewartet, bis die Hose endlich wieder trocken ist, um sie sofort wieder überzustreifen. Eigentlich sollte man die Stücke aufhängen – sie verwaschen ein wenig, aber ich wollte einfach mal alles ausprobieren: Kommt man wirklich durch die ganze Schwangerschaft mit diesen drei Teilen? Mein Fazit: Ja, es ist super und ich kann es nur wärmstens empfehlen.

Kann man die Sachen auch nach der Schwangerschaft tragen?

Das Oberteil vielleicht – aber wer möchte die Teile, die er monatelang jeden Tag anhatte, danach noch tragen? Da macht es doch mehr Sinn sie für die nächste Schwangerschaft aufzuheben oder an die Freundin zu vererben. Wir entwickeln gerade ein Projekt, bei dem man die Box kauft, aber den Inhalt mieten kann und nach der Schwangerschaft zurückgibt.

Cruba Deep Sea Diving (S/S 2017)

Wie möchtest du die Linie in Zukunft weiterentwickeln: Wohin geht’s mit neunmaldrei/ninetimesthree?

Wir haben gerade neunmaldrei/ninetimesthree als neue „Story“ zu unserer Hauptlinie Cruba auf der Website eingestellt. Bisher hatten wir beides immer fein getrennt – aber wir haben das Gefühl, dass die Übergänge fließend sind und viele neunmaldrei/ninetimesthree Kunden dazu Cruba kaufen und umgekehrt. Wir arbeiten gerade an unseren ersten Kollaborationen mit anderen Müttern aus dem Design-Umfeld für einzelne Accessoires.

Klingt spannend! Danke für das Interview, liebe Mira!

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