Teil 3 meiner Amsterdam-Serie (Teil 1 hier und Teil 2 hier) ist ein Interview mit Betty Abaouz, der Inhaberin des Bed & Breakfast The Weavery. Wir kennen uns über meine älteste Freundin Juli, die mir einen Besuch in dem kleinen Hotel ans Herz legte und nebenbei erwähnte, dass Betty und ihr Mann marokkanische Teppiche verkaufen. Nicht nur wegen der Villa Peng war ich sofort Feuer und Flamme, sondern weil mit diesem Projekt marokkanische Frauen unterstützt werden.
Bis Betty und ich uns allerdings persönlich kennenlernten, ist einiges an Zeit vergangen. Dennoch ich war so von der Happy Rugs-Lieferung für die Villa Peng begeistert, dass ich Betty und ihr B&B, das sich in einem über 360 Jahre alten und für Amsterdam typischen Haus befindet, unbedingt pushen wollte. Wie schön, dass meine Freundin und Kollegin Okka Rohd ebenfalls ein Interview mit Betty geführt hat und damit den Relaunch ihres Blogs feierte.
Jetzt muss ich euch die gebürtige Schwäbin Betty unbedingt vorstellen, denn ihre Herzlichkeit und Aufmerksamkeit als Gastgeberin hat unseren Amsterdam-Besuch zu einem der schönsten Wochenende aller Zeiten gemacht. Abgesehen von dem Input in Sachen Interior und der privaten Teppich-Präsentation im Schlafzimmer!
Liebe Betty, erzähl‘ doch mal: Wer bist du und was machst du?
Ich bin Bettina. Ich lebe seit 2004 in Amsterdam, habe mich hier in die Stadt verliebt und gleichzeitig auch in meinen Mann Driss. Gemeinsam haben wir vor sechs Jahren ein kleines Bed & Breakfast im Zentrum unserer tollen Stadt eröffnet. Seit einem Jahr betreiben wir dazu einen Onlineshop für einzigartige marokkanische Teppiche und unterstützen damit die Frauen in Driss‘ Heimatdorf am Fuße des Atlas Gebirges in Marokko.
Betty und ihre Familie
Und natürlich nicht zu vergessen sind unsere beiden „Schatjes“ (Schätzchen) Tala (6) und Ziri (4), unsere beiden Töchter, die unser Leben verschönern und es gleichzeitig auch ganz schön auf den Kopf stellen. Auch sie sind übrigens beide mittlerweile große Teppich-Fans. Wenn hier ein neuer Teppich ankommt, wird er immer mit einem Teppich-Tanz begrüßt.
Wie bist du in Amsterdam gelandet?
Die liebe Liebe hat mich nach Amsterdam gebracht. Mein damaliger Freund ist von London in seine Heimat Amsterdam zurückgezogen. Da ich schon immer noch einmal ins englischsprachige Ausland wollte, und Amsterdam ja so eine tolle Stadt ist, habe ich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und mir einen Job in Amsterdam in einer tollen kleinen internationalen Werbeagentur gesucht. Die Liebe entpuppte sich leider schnell als Seifenblase, aber die Liebe zu Amsterdam ist geblieben. Und in meinem damaligen Job habe ich ganz tolle Freunde fürs Leben getroffen und obendrauf noch meinen Mann Driss kennengelernt.
Wie kam es zu der Idee ein B&B zu eröffnen?
Die Idee mit dem B&B hatten wir nach einem Autounfall, den ich vor 13 Jahren in Amsterdam hatte. Ich habe mir hierbei einige schwere Verletzungen zugezogen und konnte somit nicht mehr in meinem normalen Job in einer Werbeagentur arbeiten. Nach und nach kam dann die Idee mit dem B&B. Früher war immer mein Traum, ein kleines Café oder etwas in diese Richtung zu eröffnen. Mein Wunsch hat sich mit unserem Bed & Breakfast erfüllt.
So wohnt Familie Abaouz
Warum sollte man bei euch unbedingt ein Zimmer buchen?
Weil wir alles tun, um unsere Gäste glücklich zu machen. Unsere Zimmer sind sehr persönlich und komfortabel eingerichtet und haben alles, was man zum Relaxen nach einem tollen Tag in der City so braucht. Ein bequemes Bett mit Matratzen, Decken und Kopfkissen aus natürlichen Materialien des griechischen Herstellers Cocomat, auf Wunsch Frühstück auf dem Zimmer, bequeme Loungestühle, eine kleine Küchenzeile mit Kaffee und Tee, eine Badewanne zum Entspannen, und natürlich unsere tollen Berber-Teppiche. Wir sind glücklich, wenn unsere Gäste glücklich sind.
The Suite – hier haben wir ein Wochenende gewohnt!
The Silk Room
Wir machen das B&B wirklich aus Liebe und Überzeugung. Wir möchten gerne, dass unsere Gäste ihre Zeit in Amsterdam bestmöglich genießen und trotz Städtetrip auch ein bisschen entspannen können. So gibt es bei uns durchaus auch mal eine selbstgebackene süße Überraschung auf dem Zimmer. Außerdem sind wir fantastisch gelegen, mitten im Zentrum der Stadt. Man kann von uns das ganze Zentrum ohne Probleme fußläufig erkunden. So ist bei uns wirklich alles direkt um die Ecke, von den bekannten Museen, über tolle Cafés, Restaurants, Bars und Läden…
Wie kam es zu der Idee über The Weavery auch Teppiche zu verkaufen?
Als wir das Haus und unser Bed & Breakfast eingerichtet haben, wollten wir natürlich gerne unseren persönlichen Geschmack mit einbringen. Neben skandinavischen Möbeln und ein paar antiken Gegenständen, haben wir schon immer marokkanische Teppiche und marokkanisches Design geliebt. Die Teppiche sind unserer Meinung nach echte Kunstwerke, und außerdem bringen sie gleich so viel Wärme in den Raum. Und sie passen ganz toll zu ganz vielen verschiedenen Einrichtungsstilen.
Eindrücke aus Marokko
Als wir in Marrakesch waren, um nach Designgegenständen und Teppichen für unser Haus und Bed & Breakfast gesucht haben, hat uns an einem Tag Driss’ Mutter begleitet. Sie hat uns dann auf die Idee gebracht, dass wir die Teppiche in Driss’ Heimatdorf weben zu lassen. Dort wohnen viele Frauen und Familien, die große Probleme haben, Arbeit zu finden, da die Arbeitsmöglichkeiten dort sehr begrenzt sind. Außerdem müssen sich die Frauen natürlich auch um Haushalt, Kinder und Vieh kümmern. Fast jeder Haushalt hat aber zuhause einen selbstgemachten Webrahmen, da die Kunst des Webens von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Frauen weben Teppiche für ihre eigenen Häuser. Driss Mutter hat früher auch viele Teppiche gewebt. Sie wurden (und werden) auch als Matratzen und Deckenersatz verwendet.
Wir fanden die Idee gleich toll, unsere eigenen Teppiche, nach unseren eigenen Designvorstellungen, weben zu lassen, und dabei die Frauen in Driss Heimatdorf zu unterstützen. Es ist so schön, hiermit wirklich etwas für die Frauen und Familien tun zu können. Nach ein paar ersten Versuchen, waren wir auch gleich begeistert. Wir bekamen ganz tolle Reaktionen von Freunden, Familie und Gästen des B&B, die alle fragten, wo die tollen Teppiche herkamen. Außerdem waren die Weberinnen so dankbar über die Unterstützung. So kam uns dann die Idee, auch Teppiche für Freunde und Gäste weben zu lassen.
„The Cute Big One“ von The Weavery
Nach und nach haben wir mehr und mehr Teppiche weben lassen und dann kam die Idee, einen Webshop zu eröffnen, um das Projekt weiter heranzutreiben und ein breiteres Publikum erreichen zu können. Mittlerweile unterstützen wir zehn Weberinnen, was uns sehr stolz und glücklich macht.
Was macht eure Teppich-Kollektion besonders?
Alle unsere Teppiche sind mit Liebe und Passion handgefertigt. Man bekommt bei uns kein „Produkt von der Stange“, sondern jeder Teppich ist ein Unikat, in dem sich auch jede Weberin ein Stück weit selbst mit einbringt. Man bekommt bei uns wirklich einen Teppich fürs Leben! Die Teppiche sind qualitativ hochwertig, wir verwenden weitgehend reine Naturwolle, und die Teppiche sind stylisch und gemütlich zugleich.
Das Projekt ist sehr lebendig, wie die Menschen, die dahinter stehen. Das heißt, es gibt bei uns keinen Stillstand. Natürlich weben wir viele tolle Berberteppiche in klassischen Designs, wir haben mittlerweile aber auch viele andere Designs ausprobiert für Kunden, die modernere Muster möchten. Deshalb gibt es bei uns auch Teppiche in bunten Farben, und zusätzlich haben wir mit einer Kinderkollektion mit Teppichen in kleineren Größen und unterschiedlichen Designs und Materialien angefangen.
Hier entsteht ein Beni Ourain
Außerdem macht man beim Kauf eines unseres Teppichs nicht nur sich selbst glücklich, sondern auch die Weberin und deren Familie, für die diese Arbeit sehr wichtig ist. Das finde ich selbst das tolle daran, dass wir mit diesem Projekt wirklich alle Seiten glücklich machen.
Zurück nach Amsterdam: Was ist das schönste an der Stadt?
Ich liebe an Amsterdam so vieles. Am tollsten finde ich an Amsterdam, dass es eine wunderschöne, und gleichzeitig sehr inspirierende Stadt ist. Sie bietet alles, was große internationale Städte bieten, aber das auf kleinem, überschaubarem Raum. Es gibt viele Gegenden wie unsere, die alle wie kleine Dörfer in der Stadt sind. Das nimmt der Stadt die Anonymität. Es lässt sich hier sehr einfach Leben, mit einem tollen Kultur-Mix, ohne den Ballast eines Autos, oder der Notwendigkeit, täglich große Strecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigen zu müssen. Unser tägliches Fortbewegungsmittel sind unsere eigenen Beine, laufend oder radelnd. Das gibt mir ein tolles Gefühl der Freiheit.
Was vermisst du an zu Hause?
Das ist oft saisonal bedingt. Im Winter vermisse ich die schönen deutschen Weihnachtsmärkte. Im Sommer vermisse ich die Sonne, im Winter den Schnee…. Und ich vermisse die Berge. Und am meisten vermisse ich natürlich meine Freunde und Familie. Es ist schon manchmal schwierig, nicht immer da sein zu können… wenn wir uns dann aber sehen, ist es umso schöner.
Vielen Dank für das Interview, liebe Betty. Wir kommen wieder!
(Alle Fotos: The Weavery)