„Die Printbranche derzeit keine sonderlich entspannte Branche“ – Interview mit Karoline Herr über ihr neues Blog „Frollein Herr“

„Die Printbranche derzeit keine sonderlich entspannte Branche“ – Interview mit Karoline Herr über ihr neues Blog „Frollein Herr“

Wir kennen uns über Instagram und die gemeinsame Zeit bei der ELLE, wo Karoline Herr als feste Beautyredakteurin gearbeitet hat. Jetzt hat sie sich mit ihrem eigenen Blog Frollein Herr selbstständig gemacht und pflegt darüberhinaus einen meiner Lieblings-Instagram-Accounts. Karos Entscheidung finde ich super spannend, denn eine Anstellung bei einer Zeitschrift gilt doch nach wie vor als Traumjob. Oder nicht (mehr)?

Liebe Karoline! Beschreib‘ doch mal bitte wie es so ist: das Frollein Herr? 

Das ist eine ausgesprochen gute Frage. Denn genau die habe ich mir selbst gestellt, als es an das Konzept meines Blogs ging. Wer bin ich? Was möchte ich vermitteln und wie soll das Ganze aussehen? Das war eine richtige kleine Selbstfindung, muss ich sagen. Aber so nach und nach, Stein um Stein, hat es sich dann geformt, das Frollein Herr. Zunächst mal bin ich Frollein Herr. Eine One-Woman-Show, die aus dem Wohnzimmer heraus versucht Beauty-, Fashion- und Interiortrends und die ein oder andere Kolumne für alle Ästheten da draußen zu filtern und interessant aufzubereiten. Frollein Herr ist ehrlich, authentisch und hat einen Hang zu Rosa.

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Beautyblogger gibt es viele: Was macht dein Blog besonders?

Zunächst mal bin ich gar kein Beautyblogger. Mode und Beauty stehen bei mir gleichwertig an erster Stelle und Interior ein wenig untergeordnet daneben. Klar bin ich durch die letzten Jahre als Beautyredakteurin im Bereich Beauty besonders firm und da liegt auch sicher meine größte Expertise, aber ich bin eigentlich keine typische Beautybloggerin und war auch nie eine typische Beautyredakteurin. Mich interessiert alles was schön ist und da muss es nicht in eine Schublade passen.

Und genauso ist mein Blog. Bei Frollein Herr gibt es keine Schubladen, keine engen Vorgaben – was mir gefällt und was ich als relevant für meine Leser sehe, darf stattfinden. Natürlich gibt es da draußen unzählige Blogs und so viele tolle Mädels. Da hab ich mich auch gefragt, ob ich da jetzt auch noch mit einem Blog um die Ecke kommen muss. Aber ich denke, dass man sich als Leser nicht nur mit einer Person identifiziert, sondern mit vielen. Und wem mein Schreibstil, meine Themenauswahl und meine Bilder gefallen, der ist herzlich bei mir willkommen. Außerdem finde ich es wichtig, dass auf meinem Blog Text stattfindet. Ich bin Redakteurin und das ist mein Beruf. Viele Beauty-und Modeblogs legen inzwischen den Schwerpunkt auf Bilder – da sehe ich schon einen Unterscheid zu mir.

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Wieso warst du bereit deinen Traumjob bei der ELLE aufzugeben und als Bloggerin weiterzumachen?

Oh, da gab es so viele Gründe. Aber der wichtigste war wohl, dass ich dem Job einfach entwachsen bin. Ich habe so viel lernen und erleben dürfen in den letzten fünf Jahren und ich bereue keine Sekunde davon. Aber wie du sicher auch weißt, ist die Printbranche derzeit keine sonderlich entspannte Branche. Es wird viel entlassen, gekürzt, ganze Hefte werden gestrichen. Ich finde diese Entwicklung wahnsinnig schade und fand es schlimm zu sehen, wie sehr die Hefte mit dem Rücken zur Wand stehen. Da gibt es für einen jungen Menschen wie mich natürlich keine Aufstiegschancen mehr. Nur noch mehr Arbeit und weniger Zeit. So hat mir mein Alltag einfach keinen Spaß mehr gemacht. Ich wollte wieder für etwas brennen, was Neues lernen und mich selbst fordern. Und da ich eh sehr internetaffin bin, war das für mich der logische Schritt. Wo ich mache, was ich liebe ist mir eigentlich egal. Ob aus einer Redaktion heraus oder aus meinem Wohnzimmer.

Wer sind deine Vorbilder?

Schon wieder so eine gute Frage. Um ehrlich zu sein würde ich niemanden als Vorbild bezeichnen. Es gibt viele tolle Frauen, die ich bewundere. Sei es für ihren Stil, ihren Wortwitz oder sonstwas. Generell bewundere ich jeden in diesem Business, der es schafft, mit dem was er gerne tut, gutes Geld zu verdienen.

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Wann bist du das erste Mal mit Beauty und Mode in Kontakt gekommen bzw. wie fing deine Leidenschaft an?

Das war mir und wahrscheinlich jedem, der mich kennt, schon sehr früh klar. Ich ging bereits im Alter von vier Jahren nicht mehr ohne meine Handtasche aus dem Haus (sie war Blau-Rot) und liebte es, Verkleiden zu spielen. Ich war nie gut in Mathe oder Physik und fand Auswendiglernen total sinnfrei. Dass ich mal in der kreativen Ecke landen würde, war also früh zu erkennen. Das Gespür und die Leidenschaft für Mode und Beauty habe ich definitiv von meiner Mutter. Sie war immer eine sehr gut angezogene Frau und ich konnte es damals kaum erwarten selbst an dieser Welt teilzuhaben. Als ich dann älter wurde und es daran ging sich Gedanken zu machen, was ich denn mal werden will wenn ich groß bin, war da erstmal ein großes Fragezeichen. Aber so nach und nach tat sich da eine ganze Branche vor mir auf und so viele tolle Berufe, dass es für mich nie einen Zweifel gab.

5 Produkte, die du immer wieder kaufen würdest?

Den „Daily Microfoliant“ von Dermalogica, Lippenstifte von YSL, den „Porefessional Primer“ von Benefit, Shampoo von Shu Uemura und Augenbraungel von Essence.

2 Themen, die niemals auf deinem Blog stattfinden werden?

Ich sage ungerne nie. Dafür mich bin ich viel zu sehr Bauchmensch. Wenn mir was gefällt, dann folge ich meinem Gefühl und möchte nicht denken „Oh Gott, damals habe ich aber gesagt, dass ich das nie machen würde.“ Recht sicher ist allerdings, dass ich nie ein „Foodie“ oder eine Fitnessbloggerin werden. Ich bin ziemlich faul und esse für mein Leben gerne Pizza Salami.

Oft reicht ein Redakteursgehalt nicht, um eine Chanel Tasche zu kaufen: Wie machst du das mit dem Investment in solcher Pieces?

Für mich sind solche Teile echte Investitionen in die Zukunft. Ich habe meine erste Chaneltasche zum Abi geschenkt bekommen und da war sie noch um die Hälfte günstiger als heute. Das ist wertstabil würde ich mal sagen. Wenn ich mir also ein teureres Teil leisten möchte, heißt es Prioritäten setzen. Da ich nicht sehr oft verreise oder gut und gerne auch mal einen Monat von Tiefkühlpizza oder Kartoffeln mit Quark leben kann, lässt sich da gut was abzwacken, wenn es sein muss. Außerdem verkaufe ich regelmäßig auf einem der vielen Münchner Flohmärkte. Was nicht getragen wird, fliegt raus. Generell halte ich es aber eher wie Carrie Bradshaw: „Ich werde die alte Frau sein, die in ihren Schuhen lebt.“ Nur dass es in meinem Fall Taschen sind.

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Vielen Dank für das Interview, liebe Karoline!

(Fotos: Frollein Herr)

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