Kolumne: Alles, was du hast, hat irgendwann dich

Kolumne: Alles, was du hast, hat irgendwann dich

Wer meine Artikel der letzten Monate anschaut, könnte den Eindruck bekommen, dass ich mich zum „Weniger ist mehr“-Apostelin entwickele.

Dem ich natürlich nicht so, denn ich habe meine Karriere als Modejournalistin begonnen und nach wie vor ein Faible für die schönen Dinge des Lebens, vor allem Handtaschen, Restaurantbesuche und Reisen. Immerhin bin ich ein Stier aka der sinnliche Genießer. Der Unterschied zu früher ist: Ich weiß, dass das alles schön ist, ich es aber nicht unbedingt in meinem Besitz brauche.

Seitdem ich in Brandenburg lebe, backe ich deutlich kleinere Brötchen, nicht nur was meine Karriere und das Einkommen betrifft, sondern meine Ansprüche. Zu Corona-Zeiten wurde mir einmal mehr klar, welche Dinge nice to have sind und welche wesentlich.

Genauer gesagt lässt es sich auf einen Punkt runter brechen: Gesundheit ist wichtig, der Rest ziemlich variabel. Meine Familie hat sorgenreiche Wochen mit vielen schlaflosen Nächten hinter sich. Wir hoffen, dass diese Zeit nun vorerst vorbei ist. Zu meinem Geburtstag habe ich mir einfach nur gewünscht, dass dieser Mensch, um dessen Leben die Ärzte seit März kämpfen, wieder gesund wird. Das Happy End dieser Horrorgeschichte empfinde ich befreiender als einen Lottogewinn, auch wenn ich noch nie im Lotto gewonnen habe.

Im Vergleich zu einer tödlichen Krankheit, so ernst war es wirklich, ist der Lockdown inklusive einer geschlossenen Kita, übersichtlichen Einkaufsmöglichkeiten, null Entertainment-Programm, einem gestrichenen Sommerurlaub und einer finanziell ungewissen Zukunft zwar nervig, aber irgendwie machbar. Ich weiß, dass wir es irgendwie hinbekommen und bleibe positiv.

Flori, Baby Peng und ich haben uns schnell auf die neue Situation eingestellt und konnten flexibel reagieren, indem wir alles komplett runtergefahren haben. Wir sind uns sicher, dass wir, egal welche Herausforderungen uns das Leben stellt, zusammen eine Lösung finden, wie auch immer unsere Zukunft aussieht.

Je weniger Ballast wir auf der Reise in die neue Normalität Post-Corona haben, desto schneller können wir diesen Weg gehen. „Alles was du hast, hat irgendwann dich“ heißt ein Zitat (stammt aus dem Film „Fight Club“) und ich stell fest, das es für mich wahr ist. Ich bin froh, dass wir in unserem Haus mehr für uns sind und unser Leben in Brandenburg überschaubarer und deshalb sehr entspannt geworden ist. Wir müssen niemandem etwas beweisen oder etwas darstellen. Nichts fühlt sich wie der Verzicht an. Es ist eher so, als müsse man im Leben nur ab und zu die Dinge anders organisieren, um die richtige Prioritäten setzen zu können.

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