Nachdem wir mit der Renovierung der ersten Etage fertig waren, brach der Winter in Brandenburg herein und wir hatten plötzlich nichts mehr zu tun. Angesichts der Vorweihnachtszeit verschoben wir alle weiteren Baumaßnahmen auf den Frühling verschoben, weil wir dachten genug von Staub, zugigen Fluren und Farbspritzern in der Badewanne zu haben. Dachten wir.
Jetzt vermissen wir das Chaos und können es kaum erwarten, bis wir wieder in unsere mit Acryl verkrusteten Latzhosen steigen und mit der Sanierung der Bäder weitermachen können. In der Zwischenzeit fange ich an aus Langeweile bereits abgeschlossene Bauprojekte wieder infrage zu stellen. Den von meinem neuen Kumpel Herrn L. beispielsweise angefertigte Fliesenspiegel in der Küche will ich überstreichen, weil ich die Fugen zu groß und zu grau finde. Mein Mann versteht nicht, was ich meine.
Meine Freundin M. konnte bei ihrem Fliesenleger zwischen mehreren Grautönen entscheiden und hat nun das perfekte Grau namens „Manhattan“ in ihrer Küche. Nachdem wir in der Nähe ein Rittergut besichtigt haben, möchte ich auch überall gusseiserne Heizkörper im Antiklook und nicht mehr diese spießigen weißen Standard-Dinger, die wir in unserem Haus haben. Mein Mann sagte, das sei technisch nicht möglich.
Irgendetwas aber musste ich tun. Also habe ich angefangen hinter seinem Rücken die Kunststoffgriffe der Fenster durch Messinggriffe zu ersetzen. Leider habe ich dabei ein wichtiges Detail nicht beachtet. Der Vierkantstift der Garnitur ist viel zu lang für unsere Fenster. Nun lassen sie sich nicht mehr öffnen. „Verschlimmbessern“ nennt man das, sagt mein Mann. Ich finde, es sieht trotzdem hübscher aus.
Dieser Text ist in der Zeitschrift „Wohnen“ erschienen.
Foto: Lukas Schramm