„Wir verbringen gerade so viel Zeit mit unserem Kind wie zuletzt nach seiner Geburt. Ihn noch klarer und bewusster zu sehen, seine Bedürfnisse, seine Herausforderungen, seinen Charakter – das ist ein Geschenk dieser Tage“, schrieb meine Freundin Marlene Sørensen auf Instagram über ihren Sohn Arlo. Ich frage mich auch: Wie empfindet eigentlich mein Kind die Coronakrise, Stay Home und Social Distance? Es ist spürbar, wie unsere Tochter ihre Freunde aus der Kita vermisst, aber auch die wöchentlichen Playdates mit den Großeltern. Sie schaut jeden Tag, ob noch das rot-weiße Flatterband um den Spielplatz gewickelt ist und ihr verbietet das Klettergerüst zu stürmen. Im Alltag läuft sie meist neben uns her, wenn wir versuchen unsere Jobs, den Haushalt und das Familienleben unter einen Hut zu stopfen.
Als ich neulich auf meine Nichten aufgepasst habe, wurde mir bewusst, was es bedeutet wirklich Quality Time mit den Kindern zu verbringen. Kinder brauchen es, dass man sie nicht mit Süßigkeiten besänftigt oder mit dem Fernsehenprogramm ruhigstellt, sondern auf ihr Spiel eingeht, ihre Abenteuerlust gemeinsam mit ihnen auslebt und präsent ist, ohne dauernd das Handy in der Hand zuhalten.
Es geht einfach darum, ihre Gesellschaft zu genießen – und nicht davon genervt zu sein. Natürlich kann das nicht immer gelingen, aber ich nehme mir jetzt jeden Tag bewusst mehr Zeit, um mein Kind kennenzulernen. Sie verändert sich jeden Tag, erlangt neue Fähigkeiten, zeigt plötzlich logisches Denken und viel mehr Verständnis, wenn ich ihr etwas erkläre. Meine Tochter und ich, so habe ich das Gefühl, werden in der Coronazeit, so wie während der Schwangerschaft und kurz nach der Geburt, wieder ein Organismus. Marlene hatte recht, als sie schrieb: diese Tage sind ein Geschenk.
[Vielen Dank an Closed für die Ausstattung]
