Nichts als Liebe für mein Maikind – das persönliche Fazit über zwei Jahre Muttersein

Nichts als Liebe für mein Maikind – das persönliche Fazit über zwei Jahre Muttersein

In diesem Monat ist meine Tochter zwei Jahre alt geworden. Es war ein wunderschöner, überraschend sonniger Tag, den wir draußen im Garten mit Freunden und Familie verbracht haben. Als am Abend alle Besucher weg waren und die Spülmaschine leise im Hintergrund lief, saß ich mit Baby Peng auf dem Schoß auf dem Küchenboden.

Plötzlich schlang sie ihre kleinen Arme um meinen Hals, umarmte sie mich fest und sagte: „Mama: Liebe.“ Mir schossen sofort die Tränen in die Augen. Mein Kind ist so klein und hat es dennoch auf den Punkt gebracht. Liebe ist das einzige, was zählt. Und sie der Grund, warum alles, was ich tue, einen Sinn hat.

In den letzten 24 Monaten ist viel passiert. Angefangen von meiner Kinderwunschbehandlung, bis hin zu der notwendigen Myom-OP und dem geplanten Kaiserschnitt, dem ausbleibenden Erfolg beim Stillen und den vielen schlaflosen Nächten. Nicht zu vergessen: Der Hauskauf, der Umzug aufs Land und unser Leben auf der Baustelle. Mutter zu werden und zu sein hat mir vieles abverlangt. Sowohl körperlich als auch psychisch. Alter, habe ich Augenfalten!

Aber nichts macht mich so glücklich, wie mein Kind von der Kita abzuholen und es endlich wieder in die Arme schließen zu können. Ich liebe es, sie beim Malen oder Schlafen zu beobachten, mit ihr im Garten zu spielen, sie zu baden, mit ihr zu kuscheln und ihr kleines Gesicht mit Küssen zu überschütten.

Fest steht: Ich kann mir das Leben ohne meine Tochter nicht vorstellen. Trotzdem bedeutet Muttersein auch, dass mein ICH nicht mehr so wie früher stattfindet. „Meine Karriere liegt auf Vanilleeis“, habe ich während meiner Schwangerschaft mal irgendwo geschrieben. Das war damals lustig gemeint. So lustig ist es inzwischen nicht mehr.

Vor der Geburt habe ich mich vor allem durch meinen Job definiert. Heute kann ich als Bloggerin nicht jeden Tag einen Artikel tippen und als freie Journalistin nicht jeden Last-Minute-Auftrag annehmen. Vor allem dann nicht, wenn die Anfrage am Freitagnachmittag eintrudelt und die Deadline am Montag ist. Manche Auftraggeber verstehen das nicht.

Ich kann auch nicht mehr drei Monate lang auf mein Geld warten oder nur Barter-Deals machen, bei denen ich ein Dampf-Bügeleisen oder eine Yoga-Leggings bekomme. Es gibt immer wieder Agenturen oder Verlage, die sich mit dem Begleichen einer Rechnung ziemlich viel Zeit lassen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Entweder der Kunde hat nicht bezahlt und die Konten sind leer – oder die Buchhaltung pennt. Letzteres ist für mich besonders ärgerlich, denn ich muss die Kita, meinen Teil zum Kredit und die hohen Beiträge für meine privaten Versicherungen bezahlen.

Die meisten Einladungen zu Events und PR-Terminen kann ich auch nicht annehmen. Für mich bedeutet es einen großen Aufwand für ein paar Stunden nach Berlin zu fahren, wobei ich Babysitter und Fahrtkosten selber organisiere bzw. zahlen muss. Es lohnt sich für mich nicht. Tagsüber kann ich sowieso nirgendswo hin: Ich muss zuhause arbeiten oder mein Kind hüten. Viele Agenturen reagieren beleidigt, wenn ich die Press Days, Panel Talks oder Workshops absage.

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Ich rufe selten zurück, lese erst Tage später meine Whatsapp-Nachrichten, vergesse Emails zu beantworten oder melde mich einfach gar nicht – weil ich es verschwitze oder angesichts der Wäscheberge, eines leeren Kühlschranks und trockenen Blumen einfach keine Zeit dafür habe. Immer wieder frage ich mich: Habe ich mir heute eigentlich schon die Zähne geputzt?

Auch in der Beziehung gibt es Fronten, die geklärt werden müssen. Wer macht was und wie man er es (richtig)?! Wie viele Eltern streiten Flori und ich uns um Erziehungsfragen rund um zentrale Themen wie Essen und Schlafen, den womöglich zu starken Einfluss von unseren Eltern oder die fehlende Paar-Zeit. Ich fühle mich oft einsam, manchmal fremdbestimmt und immer wieder ungerecht behandelt.

Aufgrund des Schlafmangels habe ich keine Kapazitäten eine erwachsene Diskussion mit meinem Mann zu führen. Manchmal fliegt deshalb einfach eine Zeitung durchs Zimmer oder ich renne heulend ins Bad, wo ich mich einschließe. Ziemlich albern, aber in solchen Momenten fühle ich mich, als würde ich an einem Abgrund stehen. Das macht das Muttersein mit mir: Ich bin so wahnsinnig emotional.

Die Rollenverteilung ist bei uns übrigens ziemlich klassisch: Flori ist den ganzen Tag in Berlin auf der Arbeit, ich mache Kind, Haushalt und arbeite frei. Zwar nicht Vollzeit, aber immerhin so, dass ich finanziell unabhängig bleibe. Bei der Betreuung des Kindes bekomme ich Hilfe von den Ur- und Großeltern, was Glück und Luxus zugleich ist. Anders könnte ich meinen Job nicht machen.

Zugunsten meines Kindes wäre ich für fast jeden Abstrich oder Kompromiss bereit, denn eins ist klar: Baby Peng wird unser einziges Kind bleiben. Aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen haben wir uns gemeinsam gegen eine zweite Runde Kinderwunschbehandlung entschieden, auch wenn ich als Frau den Wunsch nach einem zweiten Baby spüre und mich freuen würde, wenn es auf natürlichem Wege klappt. Aber das wäre so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto.

Durch unseren Umzug aufs Land muss ich mich beruflich sortieren und denke über meine Perspektive nach. Schreibe ich nochmal ein Buch? Was mache ich mit meinem Blog? Will ich mit 41 Jahren weiter Influencerin sein? Über meine Instagram-Community bekomme ich meistens viel Lob und Zuspruch, sodass ich mich in meiner Selbstständigkeit bestärkt fühle. Aber was ist in 10, 20 Jahren? (Übrigens hat keine Mutter eine Lösung für durchgepullerte Windeln in der Nacht. Es gibt sogar Eltern, die ihren Kindern zwei Windeln übereinander ziehen oder eine große Windel mit einer Pelzy-Einlage verstärken!)

Ich möchte einen sicheren Job haben, der mich erfüllt und mit dem ich das Geld für meine Familie verdienen kann – aber ich möchte auch Zeit mit meinem Kind verbringen. Die Arbeitsplätze, die Beruf und Familie für alle Seiten befriedigend vereinen, sind rar gesät. Im Freundeskreis sehe ich, wie sich viele Frauen dreiteilen müssen, um allen Anforderungen, die an sie gestellt werden, gerecht zu werden. Auch in 2019.

Fotos: Lukas Schramm

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