Pernille Teisbaek ist und bleibt für mich einer der wichtigsten Trendsetter. Die Dänin verriet jetzt auf Instagram, dass sie die Weihnachtsgeschenke für ihre Schwester und Mutter dieses Jahr im Secondhandladen kauft. Da hat sich in der Wahrnehmung von gebrauchter Kleidung also schon einiges getan!
Auch ich kenne eine nachhaltige und vor allem sehr schöne Adresse: Der Berliner Onlineshop StudioKôr begeistert mit einer erlesenen Auswahl an Vintageklamotten, die weder so aussehen, noch so riechen. Die Gründerin Laura Pausewang erzählt im Interview mehr über ihr wegweisendes Konzept.
Welche Idee und vor allem wer steckt hinter StudioKôr?
StudioKôr ist ein Onlineshop mit einer kuratierten Auswahl an Secondhand-Mode und Accessoires. Dahinter stecke ich. Ich habe Modemanagement in London und Paris studiert und arbeite neben StudioKôr als freie Texterin. Inspiriert, StudioKôr zu gründen, wurde ich vergangenes Jahr in New York. Dort begeisterten mich die Vintage-Stores in Williamsburg und deren gute Selektion. Für mich war klar, dass so ein Store auch in Deutschland funktionieren würde. Die Nachfrage nach Vintage-Kleidung steigt und auch der Umwelt zuliebe, sollten wir mehr Geld in Gebrauchtes investieren.
Welche Marktlücke wollt ihr mit eurem Konzept schließen?
Mit StudioKôr möchte ich vor allem Frauen erreichen, die dem Konsumwahnsinn unserer heutigen Zeit entgegenwirken wollen, indem sie in gebrauchte Kleidung und Accessoires investieren. Viele Frauen haben das Bedürfnis sich hin und wieder etwas „Neues“ zu kaufen, das ist nur menschlich. Jedoch sollte das nicht auf Kosten unserer Umwelt geschehen. Mir geht es darum, eine Alternative zu bieten, die modisch, zeitlos und hochwertig ist. Secondhand hat leider keinen wirklich guten Ruf. Das liegt auch daran, dass Vintage-Läden oftmals überfüllt und schlecht sortiert sind. Mit StudioKôr möchte ich gebrauchte Kleidung verkaufen, die bereits vorsortiert ist, da ich jedes Stück selbst auswähle.
Was genau für Klamotten kann man denn bei euch kaufen?
Bei uns findet man Kleidung und Accessoires für moderne Frauen, die Wert auf hochwertige Materialien und zeitlose Schnitte legen: Klassiker von Jil Sander und Escada, „State of the Art“-Designer wie Paloma Wool und Acne Studios aber auch No-Name-Kleidung findet man bei StudioKôr.
Das Motto lautet „Clothes for Life“: Warum ist euch dieser Aspekt wichtig?
„Clothes for Life“ bedeutet soviel wie Kleidung, die im besten Fall ein Leben lang halten soll. Die Kleidungsstücke, die ich für StudioKôr finde, haben alle eines gemeinsam: Sie sind hergestellt worden, um zu halten. Das ist auch meine Herangehensweise, wenn ich auf der Suche nach neuen Kollektionen bin. Mir ist wichtig, dass die Teile Trends überdauern und hochwertig verarbeitet wurden. Vor allem, weil wir bereits einen Überfluss an Kleidung haben und sich die Designer von früheren Kollektionen inspirieren lassen. Somit ist nichts wirklich neu, sondern wird immer wieder nur neu aufgelegt.
Woher bezieht ihr die Sachen?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe das große Glück mit meinem Freund, der beruflich sehr viel auf Reisen ist, herum zu kommen. Unterwegs entdeckt man wahre Schätze. Und über mein Netzwerk komme ich auch immer wieder an tolle Sachen.
Wie würdest du den Stil beschreiben, den man bei euch findet?
Jedes Teil, dass ich für StudioKôr kaufe, würde ich selbst tragen. Das ist mir besonders wichtig. Es ist sozusagen eine persönliche Auswahl an Kleidung, die alle eine tolle Qualität haben, zeitlos und modern sind. Trends verfolge ich mit StudioKôr weniger. Ich möchte, dass meine Kundinnen bei mir ein Lieblingsstück finden, das sie lange tragen wollen und das zu vielen Sachen kombinierbar ist. Die Farbpalette ist daher eher in klassischen Farben gehalten: Erdtöne wie Beige und Braun und natürlich Schwarz und Ecru findet man im Sortiment.
Wie beschreibt ihr eure Kundinnen und nach was suchen die bei euch am liebsten?
Bisher kann ich sagen, dass die Kundinnen von StudioKôr wirklich ein Statement setzen wollen, indem sie gebrauchte Kleidung kaufen. Oftmals wollen sie den genauen Hintergrund des Kleidungsstücks wissen, wo es herkommt und aus welchen Materialien es besteht. Ich spüre ein zunehmendes Umdenken, was das Thema Mode betrifft. Auch spezielle Anfragen habe ich schon erhalten. Etwa eine Kundin, die ein „unkonventionelles“ Hochzeitskleid suchte und mich dafür beauftragt hat. Besonders freue ich mich, dass meine Kundinnen allesamt wirklich tolle Frauen sind. Ich habe schon die ein oder andere persönlich getroffen, einfach weil es mich interessiert hat, den neuen Besitzer meiner Kleidung kennenzulernen.
Du hast in London studiert und bist u.a. auf Trendreports spezialisiert: Was ist deiner Meinung nach der wichtigste Trend für das nächste Jahr?
Mein großes Vorbild, was das Thema Trendforschung angeht, ist Li Edelkoort. 2015 sagte sie bereits in ihrem Anti-Fashion-Manifesto, dass die Modebranche „tot“ ist. Ich finde auch, dass wir anstatt jedem Trend hinterher zu jagen uns eher fragen sollten: Was steht mir und welche Farben mag ich? Wer einmal für sich eine Uniform gefunden hat, der braucht nicht ständig in neue Kleidung zu investieren. Ich finde klassische Farben zeitlos. Die kann man immer sehen und verschieden kombinieren. Erdtöne und vor allem die Farbe Braun werden wichtig im nächsten Jahr.
Danke für das Interview, liebe Laura.
Fotos: Laura Pausewang für StudioKôr, Porträt © Michael André Ankermüller