Ich poste Fotos von einem kleinen Hund und bekomme 400 neue Follower. Ich poste Fotos von behinderten Menschen und verliere an einem Tag 300 Follower. Ich freue mich öffentlich über die Einladung für eine Reise nach England verliere wieder 70 Follower. Ich poste in den Stories, dass ich auf eBay-Kleinanzeigen ein paar Schuhe oder eine Lampe verkaufe und mein Postfach explodiert. Das ist Instagram. Manchmal kotzt es mich an.
Es gibt immer wieder Tage, sogar Wochen, an denen ich kein Fotos auf meinem persönlichen Instagram-Profil alexavonheyden poste. Auf Villa Peng ist das anders. Da gibt es in meinem Kopf jede Menge Ideen. Aber zu mir fällt oft nichts (mehr) ein. Beziehungsweise denke ich, dass mein Leben als arbeitende Mutter in Wusterwitz nicht spannend genug ist. Ich habe keine neue Handtasche, esse keine dekorativen Nudelgerichte und reise nicht dauernd irgendwo hin.
Nach dem Isi-Shitstorm hatte ich erst mal genug davon, persönliche Details von mir preiszugeben. Auch wenn der Zuspruch und die Solidarität letztendlich viel größer war, als die Kritik und Anfeindungen.
Prinz Harry hat neulich gesagt, dass die Sozialen Medien gefährlich seien, weil sie süchtiger als Drogen und Alkohol machen. Maddie von Daridaria hat sich genau aus diesem Grund selbst einen einwöchigen Instagram-Detox („Tschüss, Instagram“) verschrieben. Bis zu 80 Mal am Tag entsperrte sie ihr Handy, um sich durch ihren Feed zu scrollen. Hanna von Foxycheeks hat sich ebenfalls zwischenzeitlich komplett verabschiedet, sowohl von Instagram als auch von ihrem Beautyblog.
Ich kann’s verstehen. Instagram killt meine Muse. Es macht mir oft keinen Spaß mehr. Ich fühle mich unter Druck gesetzt, nur noch perfekte Bilder zeigen zu müssen und mein Profil in allen Details, von den Stories bis zu den Hashtags, nicht nur schön, sondern lukrativ zu gestalten. Das ist in meinen Augen aber ein Vollzeitjob, den ich neben meinem Alltag als freie Journalistin und Mutter nicht leisten kann. Das frustriert mich.
Auch ich schaue mehrmals stündlich auf mein Handy. Weniger Likes, sinkende oder seit Monaten nicht mehr steigende Followerzahlen verderben mir die Laune. Ich hätte auch so gerne einen blauen Haken. Denn ohne Instagram geht es auch nicht. Tatsächlich findet ein Großteil meiner Leser über Instagram auf meinen Blog. Aber ich möchte nicht nur Shopping-Inspiration und Rabattcodes posten. Ich habe mir meinen journalistischen Anspruch auf die Fahnen geschrieben (inklusive meiner Tippfehler, hehe) und gehe keine Kooperationen ein, bei denen ich zum Muttertag ein Foto von einer Uhr posten soll.
Anderen scheint es auch so zu gehen. Der Trend geht zum „Finsta“-Account, einem Profil für Freunde: Da kann man wieder die lustigen und spontanen Schnappschüsse zeigen, mit denen 2010 alles angefangen hat. Diese schaue ich mir zum Beispiel gerne an: „Neverfailedsogood“ von Novalanalove ist ziemlich lustig, während sich Nina Schwichtenberg von Fashiioncarpet auf ihrem persönlichen Account sehr sympathisch und ungeschminkt mit Brille auf teilweise unscharfen Fotos neben ihren Freunden oder Mutter zeigt.
Ich für mich habe beschlossen, dass ich mich von Instagram und dem Gefühl etwas Neues posten zu müssen, weil man sonst an Reichweite verliert, nicht mehr stressen lasse und zeige mich in den Stories so, wie ich bin: Ungeschminkt, heulend, freudig – egal, ich haue es raus. Für die Fotos habe ich bislang keine Lösung gefunden. Meine Muse schmollt.
Die Frage ist, welcher Idee ich eigentlich hinterherrenne. Die Nachfrage nach Streetstyle-Fotos von Influencern oder Modebloggern geht immer mehr zurück und auch die Ära der „Top-Instagrammer“
soll fast vorbei sein – das behauptet zumindest die deutsche Social-Media-Pionierin und First Generation Blogger Maria Astor aka „Masha“ in einem Artikel auf LinkedIn, in dem es darum geht, wie man mehr Reichweite erzielen kann.
Auch ich habe das Gefühl, das bald wieder etwas Neues kommen muss. Oder einfach wieder lustigere und glaubwürdige Inhalte, als überall diese rosa getünchte Peacezeichen-vor-dem-Riesenrad-in-Coachella-Optik.
Für mich gilt die Regel, die Bill Gates bereits 1996 in einem Essay über die Zukunft des Internets als Marktplatz für Inhalte aufstellte: „Content is King.“ Deshalb mache ich auf jeden Fall meinen Blog erst mal weiter.