Kolumne: Ich will nicht nur cool sein, sondern auch ein bisschen leben

Kolumne: Ich will nicht nur cool sein, sondern auch ein bisschen leben

Dieser Satz stammt nicht von mir, sondern von einer Bekannten. Wir schrieben uns neulich ein Update aus unserem Leben. Sie ist inzwischen ebenfalls Mutter und hat ihre instagram-tauglichen Freelancer-Tätigkeiten gegen einen soliden Job eingetauscht.

Sie ist glücklich damit, denn sie schrieb: „Ich will nicht nur cool sein, sondern auch ein bisschen leben.“ Und ich dachte so: Mensch, das will ich auch! Versteht mich nicht falsch: Ich liebe meine Autorentätigkeit und schätze alle meine Privilegien als Influencerin. Aber ich könnte mir auch gut vorstellen, etwas ganz anders zu machen.

In einem Artikel habe ich vor Kurzem über den Fachkräftemangel in Deutschland geschrieben und was er für die Wirtschaft bedeutet. Coden finde ich interessant, aber ich würde auch bei COS arbeiten. Letztens habe ich die Frau kennengelernt, die für das Personal in Deutschland verantwortlich ist und fand sie mega nett. Kommt es auf die Aufgabe an, die man uns stellt – oder sind es die Kolleginnen, die darüber entscheiden, ob wir unseren Job mögen oder nicht? Die Arbeit im Home Office empfinde ich oft als einsam und langweilig. Andere träumen davon bis 15 Uhr im Schlafanzug am Rechner zu sitzen.

Vielleicht werde ich irgendwann mit 50 Deutsch-Lehrerin in Brandenburg. Ich habe mich sogar schon mal beim Schulamt beworben, aber nie etwas gehört. Wahrscheinlich war meine Bewerbung zu oldschool, denn heutzutage verschickt man Image-Videos, statt schief kopierte Zeugnisse.

Abgesehen von meinen Abschlüssen: Auf was bin ich stolz, was will ich von mir erzählen, wie könnte ich jemanden von mir und meinen Fähigkeiten, und was sind die überhaupt, überzeugen? Es ist schwer, diese Fragen für sich selbst zu beantworten, doch es hilft, um zwischendurch die eigenen Ziele und Wünsche neu zuordnen. Quasi ein Update für einen selber, das verrät: Wohin führe ich mich?

Mit fast 42 weiß ich, was ich nicht mehr will und da bin ich 100% d’accord bei meiner Bekannten: Einen vermeintlich coolen Job auf Kosten meiner und der Lebensqualität meiner Familie machen. Gerade in aller Munde ist in diesem Zusammenhang dieser Leitsatz von Lea-Sophie Cramer (Ex-CEO von Armorelie): Soft decision = hard life. Hard decision = soft life.

Für mich bedeutet das: Wichtige Entscheidungen nicht auf die lange Bank schieben, sondern konsequent durchziehen. Wenn man zugunsten von anderen um schwere Entscheidungen herumeiert, wird das eigene Leben anstrengend.

Das Kleid auf dem Foto ist eine Leihgabe von Frisch.

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