Wenn man dieser Tage auf Instagram und den einschlägigen Modeblogs unterwegs ist, könnte man dem Irrtum aufsitzen, dass Luxus-Taschen, güldene Armreifen und First-Class-Tickets um die ganze Welt seien für Leute in unserem Alter normal. Warum ich nur selten neidisch bin? Weil Luxus nicht gleich guter Geschmack bedeutet und ich meiner Tochter lieber ein Haus am See, statt eine It-Bag-Sammlung und 500k Follower vererben möchte. Dazu passt eines meiner Lieblingssprichwörter ein: „Money talks, wealth whispers.“
Erstmals gehört habe ich diesen Spruch in Oxford. Damals teilte ich mit Kindern aus Großbritannien, Korea und Saudi-Arabien die Schulbank und lernte, dass man den wirklich reichen Leuten ihren Reichtum niemals ansieht. Mein Diplomaten-Freund P. nannte mich in meinen Markenklamotten „bourgeois“. Er fand mich zu angepasst, dabei trug ich die Logos, die angesagt waren. Genau das fand er peinlich. Ich saß da in meinem weißen Fleece-Pullover von Chiemsee für 300 DM und verstand die Welt nicht mehr.
Frauen wie Mary-Kate und Ashley Olsen oder die Milliarden-Erbin Tatiana Santo Domingo sind money talks, wealth whispers in Person. Laien würden die Olsens für Clochards und die Frau von Andrea Casiraghi für eine Ayahuasca-Schamanin halten.
So ist es kein Zufall, dass sowohl Tatiana Santo Domingo (auf dem Foto unten links) als auch Mary-Kate und Ashley Olsen ein eigenes Modelabel auf den Markt gebracht haben. Muzungu Sisters vereint die schönsten Handwerke der Welt in einer Ethno-Kollektion, während die Olsen mit The Row bereits zwei Mal den amerikanischen CFDA-Award als beste Womenswear-Designer und 1x als beste Accessoires-Designer des Jahres abgeräumt haben.
Das Preisschild von knapp 6.000 Euro für das graue Merinowolle-Mäntelchen im Header ist kein Scherz, sondern die Eintrittskarte in den begehrtesten Club der Welt, in dem das Material oder die Geschichte, niemals aber das Logo, den Wert eines Gegenstandes ausmachen. Denn wie sagte Ashley Olsen über die Anfänge des Labels The Row? „Ich wusste, es würde Frauen geben, die keine billigen T-Shirts zu ihren Chanel-Anzügen tragen wollen.“
Herstellernachweise: Grauer Mantel, cremefarbener Rolli und schwarze Ankle Boots aus Elaphe-Leder The Row via Net-a-porter, Tasche Fendi Peekaboo, Armreif Cartier, Schal von Brunello Cucinelli via Matchesfashion.com, Lammfellmantel von Chloé via Net-a-porter