Wenn eine Freundin ein Buch auf den Markt bringt, dann kann man gar nicht anders, als zu jubeln. Tatsächlich ist „Stilvoll: Inspiration von Frauen, die Mode lieben“ (Callwey, 29.95 Euro) ein Buch-Schatz, dessen Kapitel ich jeden Abend wie Schmuckschatulle öffne und den Inhalt genauesten studiere.
Das liegt zum einen an den Portraits meiner persönlichen Lieblinge wie Joy Denalane (siehe Aufmacher in Bomberjacke, Timberlands und Cartier Tank Uhr), Joyce Binneboese oder Claire Beermann, zum anderen an Marlenes modischer Expertise und ihrem Wortwitz.
Als Halb-Dänin mit einem Briten an ihrer Seite hat sie eine besondere Sprache gefunden und zeigt darüberhinaus eine Fähigkeit, die man meiner Meinung nach nicht nur als Schreiber, sondern als Mensch haben muss: Über sich selbst lachen zu können. So glänzt jeder Text, auch die auf ihrem Blog Spruced, nicht nur durch Wissen, sondern schillert dank Ironie, Leichtigkeit und Wärme wie ein kostbares Schmuckstück.
Wie es zu der Buch-Idee kam und um welche Themen es in „Stilvoll“ geht, erklärt sie am besten selbst:
„Angefangen hat Stilvoll mit dieser Frage: Was ziehe ich an? Ich stelle sie mir jeden Morgen. Manchmal fällt mir eine gute Antwort ein, manchmal auch nicht. Und wenn mir mal so gar nichts einfällt, überlege ich, wie es jemand anderes machen würde. Weil ich aber nicht jeden Morgen alle Frauen, die ich bewundere und deren Stil ich liebe, befragen kann, dachte ich: Dann mach ich das jetzt fürs Buch. Ich habe sie gefragt, was sie anziehen, wenn es schnell gehen muss. Wenn sie jemanden beeindrucken wollen. Wenn sie sich schön, stolz, selbstsicher fühlen wollen. Ich wollte wissen, warum sie sich so kleiden, wie sie sich kleiden. Was ihnen Mode bedeutet. Welche Geheimnisse in ihren Kleiderschränken stecken. Und manchmal auch einfach bloß: Die Jeans – woher?“
Mit dabei sind u.a. Charlotte Kraska von Anita Hass, Schauspielerin Hannah Herzsprung, Model Eva Padberg, Kostümbildnerin Aino Laberenz, Designerin Alex Eagle („The Store“) und Fanny Moizant von Vestiaire Collective.
„Trotz der vielen Nachtschichten und meiner nachhaltig dunklen Augenringe – das trägt man jetzt so! –, hatte ich beim Schreiben und Fotografieren vor allem eines: Spaß. Und ich hoffe, den hat man auch beim Lesen. Ich glaube nämlich, dass man Mode gleichzeitig sehr ernst und ganz leicht nehmen kann. Deshalb wollte ich so über sie schreiben, wie ich fast täglich darüber rede: Begeistert und ehrlich, humorvoll und selbstironisch, mit einer großen Zuneigung und einer bestimmten Nachdenklichkeit. Und ich wollte Mode so zeigen, wie ich sie selbst sehe: Als etwas unfassbar Schönes und Reales, das einem manchmal diese Momente in der Umkleide schenkt, in denen man einfach nur denkt: Knaller!“, schreibt Marlene auf Spruced.
Da kann ich ihr nur zustimmen. Dieser Moment, in dem die Mode alle unsere Selbstzweifel hinwegfegt und uns nicht nur ein unglaubliches Selbstbewusstsein verleiht, sondern das Gefühl eines Neubeginns aufkommt – auch ich jage diesem Glücksgefühl immer wieder hinterher.
Abgesehen davon kann man wählen, ob man das Buch von Marlene in Grau, Grün oder Rosa haben möchte. Für mich bitte Grün! Noch ein schönes Detail: Der Titel ist gestickt, nicht gedruckt.
Wie hervorragend sich Marlene selbst kleidet, vor allem wenn es darum geht, innerhalb von Minuten so auszusehen, als würde man gleich einen Oscar überreicht bekommen, könnt ihr in ihrem Closet Diary auf Journelles sehen.
Danke für dein Buch, Marlene!
(Fotos: Marlene Sørensen)