„Subtly out of control“ – die neue Bildreihe von Juliane Kellersmann

„Subtly out of control“ – die neue Bildreihe von Juliane Kellersmann

Die Künstlerin Juliane Kellersmann habe euch bereits hier vorgestellt. Wir sind nach unserem ersten Treffen in London immer in Kontakt geblieben und ich verfolge seitdem beeindruckt ihren Werdegang.

Zuletzt auch für ein Portrait für das Abo von Ohhh…Mhhh… – schon gelesen? Nun gibt es neue Werke von ihr und die muss ich euch unbedingt zeigen! Die Leinwandbilder haben mich sofort angesprochen und ich wusste, dass eines davon in die Villa Peng einziehen muss.

Es heißt „Light again“ und hängt jetzt bei uns im Flur, wo es mich als stiller Hoffnungsgeber daran erinnert, dass es irgendwie immer weitergeht – auch wenn zur Zeit vieles drunter und drüber geht. Oft halte ich an dieser Stelle der Treppe einen Moment inne, bevor ich hoch in mein Homeoffice gehe und mich den Aufgaben des Tages widme.

Seid ihr auch so angetan? Mehr über ihre neue Technik zu Malen verrät euch Jule am besten selbst!

Hallo liebe Jule, ich verfolge deine Arbeit nun schon eine ganze Weile und bin von deinen neuen Bildern begeistert. Erklär‘ bitte die Technik, mit der du malst!

In der Bildreihe „Subtly out of control“ habe ich den Fokus auf das Zusammenspiel von Leinwand und Farbe gelegt. Eine Leinwand hat in der Kunst häufig nur die Funktion, ein Untergrund zu sein, der Farbe zu weichen, unsichtbar zu werden. In meinen neuen Malereien habe ich sie bewusst zum Teil des Werkes werden lassen: die aufgetragene Farbe tritt in den Dialog mit der Struktur der Leinwand und macht diese zu einem aktiven Teil des Bildes. Dies erziele ich, indem Teile der Leinwand unbemalt bleiben. Auf diese Weise kommt die Oberflächenstruktur des Materials zum Vorschein und bildet im Kontrast zu den bemalten Flächen des Bildes einen „Negativraum“, der wahrgenommen und Teil der Komposition wird.

Wie bist du darauf gekommen und was gefällt dir daran?

Zum einen habe ich als Künstlerin totale Angst vor dem Stillstand, ich möchte mich bewusst weit
er entwickeln und neuen Herausforderungen stellen. Dazu gehört für mich die Suche nach neuen Ansätzen, um mich und meine Kunst voran zu treiben. Zum anderen hat mich ein Thema nicht mehr losgelassen: mein ständiger Drang zur Perfektion und zum „mehr“. Ich habe es mir zum Anlass genommen, im Kontrast dazu das „weniger“ zu betonen und die ursprüngliche Leinwand als negativen Raum bewusst in das Werk einzubinden.

Wie kommst du auf die Titel deiner Bilder? Überlegst du dir den Namen bevor du das Bild malst oder erst danach?

Das kommt ganz darauf an! Manchmal gehe ich mit einer bestimmten Idee ins Studio und habe eine Art „Working Title“. Da aber jedes Werk ein Prozess ist und der Anfangspunkt und die ursprüngliche Idee manchmal vom Resultat abweichen, bekommen die meisten meiner Bilder erst im Nachhinein ihren Titel. Man kann sagen, dass die Idee gewissermaßen als Ankerpunkt in meiner Arbeit agiert: Ich nutze sie, um ein bestimmtes Licht zu suggerieren. Um tonale Werte und eine Komposition festzulegen, erlaube ich mir aber, mich vom malerischen Prozess, vom Flow leiten zu lassen.

„Bei der Titelvergabe ist es wichtig, zwar die zugrunde liegende Idee aufzunehmen, dennoch dem Betrachter nicht die Freiheit der Eigeninterpretation zu nehmen. Das Schönste ist es, wenn Menschen mit ihren Deutungen auf mich zukommen und damit meine Perspektive auf die Bilder erweitern.“

Wie würdest du deinen Stil als Künstlerin beschreiben?

Auch wenn es im ersten Moment nicht so scheint, ist mein Ansatz in der Malerei die Reduktion. Als Künstlerin mache ich es mir zur Aufgabe komplexe Bilder, die einer Idee zugrunde liegen, in ihrer Komposition herunter zu brechen und die dem Bild zugrunde liegende Stimmung, das Wesentliche, mit Pinselstrichen heraus zu arbeiten. Die visuelle Gesamtheit der Vorlage – dies kann zum Beispiel ein Foto sein – wird reduziert auf kontrastierende Farben, Lichtreflexe und Teile der Komposition, die ich in den Vordergrund bringen möchte. Durch Schichten von Farbe kommen so realistisch abbildende und abstrakte Elemente zusammen und bilden eine Einheit.

Inwiefern beeinflussen dich aktuelle Geschehnisse wie die Coronapandemie oder die Anti-Rassismus-Debatte, wenn du dich als Künstlerin ausdrückst?

Die Coronakrise hat mich Reduktion und Einfachheit nicht nur in meinen Werken, sondern durch die häusliche Isolation und Entschleunigung auch plötzlich in meinem alltäglichen Leben spüren lassen. Ich glaube nicht, dass die geänderten Rahmenbedingungen mich inhaltlich in meinem Schaffen beeinflusst haben, allerdings konnte ich mich in diesen Wochen in bis dahin unbekanntem Maße meiner Kunst widmen.

„Die Anti-Rassismus-Debatte “Blacklivesmatter” beschäftigt mich zutiefst und lässt mich spüren, wie unaufgeklärt und privilegiert ich lebe.“

Die Black Squares auf Instagram scheinen für mich ein verständlicher emotionaler Ausdruck der Empörung zu sein. Ich frage mich jedoch, ob auf diese Weise gesellschaftliche Kritik in einer produktiven Form, nämlich differenziert und lösungsorientiert, geäußert werden kann. Zu verstehen, wie es insbesondere in den USA immer wieder zu diesen widerlichen Situationen von Polizeigewalt gegen Schwarze Mitbürger*innen kommt, wäre meiner Meinung nach wichtig.

Dazu müsste man aber eher einen Blick in die Geschichte der USA, den Bürgerkrieg und die sozialen Verhältnisse in den amerikanischen Metropolen als in die Instagramprofile seiner Mitmenschen werfen.

Dass die Debatte überhaupt geführt werden muss, macht mich traurig und wütend und ich arbeite daran mich diesbezüglich zu bilden und mir Missstände und Benachteiligung bewusst zu machen. Besonders als werdene Mutter ist es meine Aufgabe, das Thema nicht als unangenehm beiseite zu schieben, sondern es aktiv zum Gespräch zu machen und meine Tochter aufzuklären.

Das sehe ich wie du. Malst du anders, seitdem du schwanger bist?

Auf jeden Fall. Die Schwangerschaft bringt eine erhöhte Sensibilität mit sich. Nicht nur der Körper verändert sich stark, auch der Geist ist im Umbruch und lässt mich Dinge anders wahrnehmen. Gefühle stehen permanent im Vordergrund und ich bin mir sicher, dass sich das auch in meiner Arbeit widerspiegelt.

Spannend: Wie wird dich das Muttersein als Künstlerin wohl verändern?

Na, da gibt es einmal die logistische Seite: So sehr ich auch auf eine friedliche, ausgeglichene Tochter hoffe, weiß ich nicht, wie viel Zeit und vor allem Aufmerksamkeit ich besonders in den ersten Wochen für die Kunst aufbringen kann.

Die Malerei fordert Hingabe, Konzentration und mental im Hier und Jetzt zu sein. Ob und in wiefern sich mein Stil oder die Vorgehensweise verändern wird, lässt sich schwer einschätzen, aber ich bin mir sicher, dass ein so einschneidendes Ereignis wie die Geburt des ersten Kindes auch künstlerisch seine Spuren hinterlassen wird.

Danke für das Interview, liebe Jule und alles Gute für dich und deine Familie.

Die gute Nachricht ganz zum Schluß: mein Bild „Light again“ ist auch als Print (ohne Rahmen) erhältlich! Mit dem Code ALEXA15 bekommt ihr 15% Rabatt auf alle Drucke. Gültig bis zum 23.9.2020!

 

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