Alle sieben Jahre ändert sich das Leben. Die 7-Jahres-Regel betrifft nicht nur die Lebensumstände, sondern auch den Körper. Wissenschaftler haben errechnet, dass sich je nach Alter unser Körper alle sieben bis zehn Jahre vom Lungenbläschen bis zum Skelett runderneuert.
In der Psychotherapie dient die Sieben-Jahre-Theorie als Kompass für die eigene Biografie. Das ist ein super Smalltalk-Thema für langweilige Partys, denn jeder kennt diese Beispiele: Im Alter von 7 fallen die Milchzähne aus, mit 14 Jahren beginnt die Pubertät, mit 21 Jahren gelten wir als erwachsen. Was auch immer um die Jahrsiebte herum geschieht, kann unser ganzes Leben beeinflussen – sowohl positiv als auch negativ.
Die 7 ist überall: Die Farben des Regenbogens, die Töne der Tonleiter, der pH-Wert des Trinkwassers, die Sieben-Tage-Woche, sieben Weltmeere, sieben Weltwunder… Das kann doch alles kein Zufall sein, denke ich. Das verflixte 7. Jahr gilt in einer Ehe als Meilenstein. Dann stellt sich die Frage: Passen wir als der neue Mensch, der wir dann sind, überhaupt noch zu unserem alten Partner?
Mit fast 42 spüre ich es wieder: Eine Veränderung steht an. Mit 35 begann die Trennung von meinem ersten Mann Frank und ich schrieb an meinem Debüt als Buchautorin („Hinter dem Blau“)*. Inzwischen ist jede Menge passiert, aber im Gegensatz zu heute fühlten sich die Veränderungen wie Mutter werden oder aufs Land ziehen wie ein Fluss an. Jetzt weiß ich: Irks, irgendwas Krasses passiert. Keine Sorge: Ich will auf keinen Fall Flori verlassen! Wir sind erst 4 Jahre zusammen, puhhhh 😉
Eine Freundin erzählte mir neulich, dass sie dieses Jahr nutzen möchte, um sich selbst zu finden. Ich sagte zu ihr: „Super, dann sag mir Bescheid, ob du mich auch irgendwo gesehen hast!“ Wir lachten herzlich, aber tatsächlich sehne ich mich so wie sie danach, dass mir irgendwer oder irgendwas signalisiert: „Hier geht’s lang, Lexi. Das ist dein Weg!“
Was ist also mein Purpose? Egal, ob man diesen allgegenwärtigen Begriff mit Zweck, Ziel oder Bestimmung übersetzt – den Wunsch nach mehr Sinnhaftigkeit spüren viele meiner Freunde und haben dank Unverpacktläden, Fridays for Future oder Veganismus endlich das Gefühl, in ihrem Leben etwas richtig zu machen.
Ich dagegen hatte in den letzten Jahren kaum Zeit mein Leben zu hinterfragen. Als Mutter eines kleinen Kindes stellt man die Bedürfnisse des Babys über alles andere. Aber jetzt wird mein Kind größer, es braucht mich nicht mehr 24 Stunden am Tag. Nachdem ein Job nach fünf Jahren für mich zu Ende ging, habe ich plötzlich dieses unglaubliche Gefühl von Freizeit. Gleichzeitig macht sich sofort das schlechte Gewissen breit. Nichts zu tun zu haben – wie kann das sein? Dabei habe ich jede Menge zu tun. Unter anderem schreibe ich mein fünftes Buch, das im Frühjahr 2021 im Diana Verlag erscheint.
„Es gibt einfach Herausforderungen, die in bestimmte Lebensphasen gehören – wenn die Menschen sehen, dass da was dran ist, sind sie oft entlastet“, erklärt Henning Elsner, Chefarzt im psychosomatischen Krankenhaus Lehnhöhe in einem Interview mit der FAZ.
Um die innere Ruhe in Zeiten der Veränderung nicht zu verlieren (oder sie wiederzufinden) hilft mir diese Übung: Jeden Morgen überlege ich mir 7 Gründe, warum es sich lohnt aufzustehen. Es ist nicht schwer, wenn man die Dinge nicht bewertet, ob sie klein oder groß, wichtig oder unwichtig, oberflächlich oder tiefsinnig sind. Heute morgen zum Beispiel: Das Lachen meiner Tochter, der Blick auf den Wusterwitzer See, der Kaffee mit Hafermilch, die frische Frühlingsluft draußen, der neue Computer, den ich für mein Buch-Projekt kaufen will, Brad Pitt hat den Oscar gewonnen und ich erwarte ein Paket mit schönen Kleidern, die ich mir für die Berlinale ausleihe.
Ich begreife die 7 nicht nur als Glückszahl oder drohendes Symbol der Veränderung, sondern als eine Chance mein Leben in die Hand zu nehmen. Anders werd‘ ich eh nicht glücklich.