7 Lieblingsbücher – Lesetipps fürs Wochenende

7 Lieblingsbücher – Lesetipps fürs Wochenende

Selten habe ich so viele Nachrichten via Insta Stories bekommen, wie nach meinen Buch-Tipps. Und da sag‘ nochmal einer, bei Instagram gehe es nur noch um tumben Konsum. Nach dem Umzug habe ich es endlich geschafft eine kleine Auswahl meiner Lieblingsbücher zusammenzustellen, die ich euch gerne an Herz legen möchte.

„Frank Sinatra ist erkältet: Spektakuläre Storys aus vier Jahrzehnten“ von Gay Talese

Um gut schreiben zu können, muss man viel lesen. Gay Talese ist einer der besten Schreiber aller Zeiten. Im Auftrag der amerikanischen Männerzeitung Esquire sollte er in den Sechziger Jahren Frank Sinatra portraitieren. Das Interview kam nie zustande, weil der Megastar keinen Bock hatte und immer wieder ein neues Wehwehchen als Ausrede erfand. Gay Talese blieb trotzdem in seiner Nähe und sprach mit der Entourage, Fans und Saufkumpels. Er begründete so nicht nur „The fine Art of Hanging out“, sondern einen neuen Journalismus. „Frank Sinatra ist erkältet“ gilt deshalb als einer der einflussreichsten Magazinartikel überhaupt. Die Beobachtungsgabe von Gay Talese ist sagenhaft; auch alle anderen Reportagen in dem Buch sind großartig. Ich überschlage mich hier mit Adjektiven, eigentlich ja ein No-no, aber für mich ist „Frank Sinatra ist erkältet“ nicht nur dann eine Inspiration, wenn ich eine Schreibblockade habe.

„Josefine und ich“ von Hans Magnus Enzensberger

Dieses Buch habe ich zu Studienzeiten an der UdK gelesen. Die Jungs und die meisten Leitmedien fanden die Erzählung grauenhaft, ich bin darin versunken. Der Verlag schreibt über dieses Buch: „Joachim, ein durchaus vernünftiger junger Mann von dreißig Jahren, erfolgreicher Wirtschaftsexperte, gerät im Herbst 1990 in die Fänge einer rätselhaften, herrschsüchtigen alten Dame, die mit ihren 75 Jahren auf eine stolze Karriere als Sängerin zurückblickt. Diese Frau kennt keine Selbstzensur. Josefines Ansichten, die sie ohne Rücksicht auf Konvention und Logik vertritt, empören und faszinieren ihn.“ Also: Niemals auf schlechte Buch-Kritiken hören, sondern sich eine eigene Meinung machen.

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green

Dieses Buch wirkte bei mir wie eine Detox-Kur, denn ich habe selten beim Lesen eines Buches so dermaßen geheult. Es geht um krebskranke Kinder. Wer jetzt denkt „Uff, sowas kann ich nicht lesen“, dem sei gesagt: Es geht um krebskranke Kinder, die nicht wie Kranke behandelt werden wollen, schon gar nicht von ihren Eltern, sondern abhängen, sich verlieben und die Welt sehen wollen. Genau das passiert in der Geschichte von Hazel und Gus und ihre zarte Lovestory ist so herzerwärmend, dass ich allein bei dem Gedanken an die beiden schon wieder heulen könnte. Ein ganz großes Werk, wie ich finde. Was gibt es Schöneres, als wenn uns etwas wirklich und wahrhaftig berührt?

„Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ von Thomas Meyer

Wer Tränen lachen und mehr über die jüdische Kultur erfahren möchte, der wird mit diesem Buch sehr glücklich. Sowohl meine Mutter als auch meine Schwester haben Mottis Geschichte und die Eigenarten seiner schreiend komischen „Mame“ mit ihrem dicken „Tuches“ unheimlich gerne gelesen. Lesenswert ist auch das Jiddisch-Glossar am Ende des Buches. Ihr werdet überrascht sein, wie viele Begriffe aus der jüdischen Kultur stammen.

„Tschick“ von Wolfgang Herrndorf

Dieses Jugendbuch ist sehr populär, mein Neffe hat es sogar in der Schule gelesen. Ich habe in meiner Jugend einen Afghanen und Palästinenser gedatet und war in dem Hinblick schon mal angetan von einem Buch, in dem eine Freundschaft zwischen einem deutschen Jungen namens Maik und dem russischen Spätaussiedler Andrej „Tschick“ Tschichatschow entsteht. Zusammen klauen die beiden Jungs einen Lada Niva, in dem sie u.a. auf der Geburtstagsparty von Maiks Schwarm Tatjana vorfahren. Sprachlich ist das Buch genial, aber mich hat vor allem aber der Humor umgehauen. Die Leser laut im Bett zum Lachen bringen können nur die wenigstens. Ich sage nur „Adel auf dem Radel“ vs. „Proleten auf Raketen“. Schade, dass Wolfgang Herrndorf nicht mehr leben wollte. Er war sehr krank.

„Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ von Rachel Joyce

Dieses Buch hat mir meine Mutter mindestens fünf Jahre hinterhergeschleppt, bis ich es endlich gelesen habe. Was hätte ich da nur verpasst! Mich erinnert es jetzt immer daran, dass man alte Gewohnheiten und Bequemlichkeiten in seinem Leben unbedingt brechen sollte, um geistig wieder in Bewegung und in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen. Harold Fry erfährt von seiner ehemaligen Kollegin Queenie Hennessy per Brief, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist und in einem Hospiz liegt. Er bricht auf, um sie zu besuchen – und zwar zu Fuß. Er wandert 1.000 Kilometer in 87 Tagen, von Südengland bis zur schottischen Grenze. Durch seine Pilgerreise wird Harold zum Star. Bald folgen ihm seine Fans auf Schritt und Tritt und überall bekommt er Unterstützung für sein Vorhaben: Er glaubt, dass durch seine Bemühungen Queenie die Kraft schöpfen kann, noch ein bisschen am Leben zu bleiben. Auf den letzten Seiten habe ich so geweint, dass ich die Buchstaben nicht mehr sehen konnte. Dieses Buch wirkt wie eine Therapie, einfach wunderbar.

„Die Verbindlichkeit des Vorübergehenden: Paradoxien der Mode“ von Elena Esposito

Dieses Buch habe ich ebenfalls während der Uni-Zeit gelesen und es als Grundlage für meine Master-Arbeit „Die Modekritik – und warum sie in Deutschland so selten ist“ verwendet. Ich war so dankbar, als ich dieses Buch las. Endlich verstand ich mal nicht nur Ching Chang Chong, sondern konnte meine Leidenschaft, eben die Mode, mit der Wissenschaft verbinden. Die Autorin Elena Esposito studierte Philosophie bei Umberto Eco und Soziologie in Bologna und promovierte bei Niklas Luhmann, dem Guru vieler meiner Kommilitonen, in Bielefeld. Das Buch war ein echtes Aha-Erlebnis für jemanden wie mich, der zu Schulzeiten von vielen Lehrern für dumm gehalten wurde, nur weil mich Fächer wie Erdkunde und Chemie nicht interessierten. Für Modejournalisten und Designer ist dieses Buch meiner Meinung nach ein Muss. Auszug aus dem Klappentext: “ (…) Was ‚in‘ ist, beansprucht nicht, schön, vernünftig oder interessant, sondern nur, modisch zu sein. Es gefällt, obwohl oder gerade weil man weiß, dass es bald ‚out‘ sein und nicht mehr gefallen wird. (…)“

„To Kill a Mockingbird“ von Harper Lee

Der deutsche Titel ist bekannter: „Wer die Nachtigall stört“. Ich habe dieses Buch im Englisch-LK gelesen und hüte es seitdem wie einen Schatz. Es erschien 1960, ein Jahr später bekam Harper Lee dafür den Pulitzer-Preis. Die Geschichte spielt in den Dreißiger Jahren in den Südstaaten der USA. Der Anwalt Atticus Finch muss den schwarzen Farmarbeiter Tom Robinson, der zu Unrecht für die Vergewaltigung einer weißen Frau angeklagt wird, verteidigen. Finchs Kinder Scout und ihr großer Bruder Jem lernen während der Gerichtsverhandlung die Ungerechtigkeiten der Trennung von Weißen und Schwarzen kennen. Denn damals galt, dass der Aussage eines Schwarzen gegenüber eines Weißen nicht zu glauben sei. Die Geschichte hat kein Happy End, aber viel Moral. Was es mit dem Titel auf sich hat verrate ich aus genau diesem Grund nicht. Man muss das Buch lesen.

Wer sich fragt, wie Victoria Beckham auf den Namen „Harper“ für ihre Tochter kam – es ist eine Hommage an genau diese Schriftstellerin.

Neu auf dem Büchermarkt und aktuell bei mir in der Lesewarteschleife (nach „Totenfang“ von Simon Beckett; ich liebe die David-Hunter-Krimis!): „Mein persönlicher Mutterpass: Das Schwangerschaftsbuch mit absolutem Mama-Fokus“ von Malin Elmlid, der Gründerin von The Bread Exchange.

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