Wie alle guten Zitate stammt dieser Spruch nicht von mir. Ich habe diese Weisheit in einem Film mit Florian David Fitz aufgeschnappt. „100 Dinge“ fand ich sehenswert; vor allem das Zitat hab ich nie vergessen.
Na gut, es ist schon ein ziemlicher Kalenderspruch. Das bedeutet aber nicht, dass er nicht wahr ist. Oft liege ich abends im Bett und mache mir Sorgen, ob und wann wir diese Pandemie überstehen werden. Außerdem haben wir ja nicht nur die Coronakrise, sondern auch eine Klimakrise. Dann der Druck von Rechts. Wer wird unsere neue Kanzlerin? Ist unser Kind als Einzelkind wirklich so glücklich, wie ich denke? Kann ich die nächste Steuerzahlung verschieben? Kaufe ich noch mehr Ether oder Dogecoins? Wie geht es eigentlich dem Mann an meiner Seite? Wann sehe ich meine Familie in NRW wieder? Was passiert, wenn eines Tages niemand mehr meine Texte, so wie diesen hier, lesen will? Und das sind nur ein paar Themen, die mich in schlaflosen Nächten beschäftigen.
Mit dem nächsten Atemzug packt mich das Gefühl tiefer Dankbarkeit für meine gesunde Familie und unser Landleben am See. Ich erinnere mich selbst daran, wie wichtig es ist, diese Zeit zu genießen und weder zu sehr an Gestern noch an Morgen zu denken. Sondern jetzt zu sein. Ich möchte dieses Glück für immer festhalten. Aber die gelernte Erkenntnis ist ja, und ich stelle es wirklich immer wieder fest, dass unser Glück fragil ist. „Wer weiß, wie lange das alles noch so gut geht – du bist schon viel zu lange glücklich!“, meldet sich die dunkle Stimme in meinem Inneren.
Ich erschrecke mich jedes Mal, dass ich mich so in Sicherheit geglaubt habe und fühle mich schuldig. Als hätte ich mein Glück nicht verdient. Früher habe ich mich von dieser Stimme runterziehen lassen, heute passiert mir das nicht mehr.
Ich habe es wie jeder andere Mensch auf dieser Welt verdient glücklich zu sein. Glück ist kein Lottogewinn, kein Südsee-Urlaub oder tolle Handtasche. Es kommt in kleinen Dosen, die mich über eine Zeit wie die Coronapandemie hindurch tragen. Der Duft der Haare meines Kindes am Morgen zum Beispiel, das warme Spiel des Sonnenlichts am Abend im Treppenhaus oder wenn Flori zu unsäglicher Technomusik sich komplett gehen lässt und tanzt. So viel sei verraten: Es ist saukomisch.
Wir liegen dann alle zusammen vor Lachen auf dem Boden. Genau diese Momente halte ich fest. Nicht mit meinen Händen, auch wenn ich es könnte zu gerne danach greifen würde. Aber noch besser geht es mit dem Herzen.
Alles Liebe, Alexa