Ich weiß nicht, wie es euch geht. Aber meine Zeit im Lockdown steht still. Ich habe das Gefühl, dass in meinem Leben kaum noch etwas passiert. Und dann gibt es Tage, an denen ich bewusst nichts passieren lasse. Früher konnte ich das nicht: einfach nichts tun. Wenn ich keinen Job zu erledigen hatte, wollte ich wenigstens etwas im Haus oder Garten schaffen. Oder Sport machen. Irgendetwas muss man doch tun!
Ich selber kam dabei zu kurz, was mir natürlich als letzte auffiel. Warum vergesse ich mich immer wieder, wie früher den Turnbeutel in der Schule?
Meinem Kind erzähle ich, dass die Kita und die Grundschule mit die schönsten Zeiten im Leben sind, weil man noch keine Verantwortung für sich selber trägt. Sie ist drei. Natürlich erkläre ich ihr es kindgerecht und sage ihr, sie solle vor allem den Mittagsschlaf, um den sie ihr Vater so beneidet, genießen. Sie dagegen will nicht schlafen, sondern Heidi gucken.
Ich vermisse das Gefühl, dass ich früher nach der Schule hatte: Ich zog meine heiß gelaufenen Schuhe aus, legte mich auf das braune Ledersofa im Wohnzimmer, aß ein Brötchen mit Leerdammer, trank Milch und guckte erst Brisant und dann Verbotene Liebe.
Damals habe ich nie auf die Uhr geschaut; den Begriff „To do“-Liste kannte ich nicht, nur das Hausaufgabenbuch, dessen Inhalte mich nie um den Schlaf brachten.
Dieses Nichtstun erlerne ich jetzt wieder. Es gibt für die nächste Zeit keine großen Projekte (bis auf mein Buch natürlich, aber die Abgabe ist Gott sei Dank nicht morgen), Pläne, geschweige denn Reisen. Ein Jahr nach dem ersten bekannten Coronafall in Deutschland bin ich in diesem Zustand angekommen: dem neuen Nichts.
Lasse ich mich davon verunsichern? Ach, iwo. Es bleibt zwar nach wie vor schwer es auszuhalten, doch was bleibt uns jetzt anderes übrig, als uns dem Nichts hinzugeben?
Wir haben zwar gerade nicht die Macht über unsere Zukunft, so scheint es. Aber wir behalten immer die Macht über unseren Geist.
Details zu meinem Outfit findet ihr hier:
Mütze: Yes my Love Kids (PR-Geschenk), Jacke: The North Face Paralta, Marinière: Weekend Max Mara, Jeans: Agolde über April First, Tasche: Céline, Schuhe: Vans, Schmuck: Maximova x Closed, Satya Jewelry